Die fünf Sprachen der Liebe

 

wie ich anderen die Gewissheit schenken kann, erwünscht und geliebt zu sein

 

(Nach Gary Chapman: „Die fünf Sprachen der Liebe. Wie Kommunikation in der Ehe gelingt“ Verlag: Francke-Buchhandlung; Auflage: 5 (2008)ISBN 3861221268 oder 978-3861221265, ca. 13,00 €, der Autor hat auch ähnliche Bücher für Kinder, Teenager, Familien, Männer, Wenigleser usw. verfasst )

 

Mutter Teresa hat gesagt, die schlimmste Krankheit auf Erden sei es, sich unerwünscht zu fühlen. Jeder Mensch hat ein Herz in seiner Brust, in das immer wieder – wie in einen Tank – der „Kraftstoff“ hinein muss: Du bist erwünscht, gewollt, geschätzt, geliebt, wie du bist.“ Niemand kann und mag auf Dauer leben, der dies nicht tief im Herzen weiß und immer neu erfährt. Gott hat uns so geschaffen, dass wir nur leben können, wenn wir unser inneres Zuhause und den Lebenssinn im Geliebtsein und Lieben finden. Die liebe ist das Größte für Christen und ohne die Liebe ist alles nichts (1.Kor 13). Für Christen gilt als höchster Lebenssinn, so Jesus: „Liebe Gott und deinen Nächsten wie dich selbst“ (vgl. Mk 12,28-34). Aber – auch die meisten Nichtchristen würden sagen: „All you need is Love“, würden die Liebe als Wichtigstes im Leben bezeichnen. Und umgekehrt spürte man den Christen bisweilen nicht gerade ab, dass Gott sie zur Liebe beauftragt hat. Wie dem auch sei – ich jedenfalls meine, ohne die Liebe geht gar nichts.

 

Nun ist es aber so, dass jeder Mensch – zum Teil angeboren, zum Teil anerzogen – eine eigene Art und Weise besitzt, eine „Muttersprache“ der Liebe., um liebe auszudrücken und mit dem Herzen hören und „tanken“ zu können. Die eine braucht eher Lob und Anerkennung, um im Herzen zu spüren, dass sie erwünscht oder sogar geliebt ist, der andere „tankt“ Liebe mit dem Herzen eher durch ihm zuteil werdende Hilfsbereitschaft, ein dritter erfährt Wertschätzung eher dadurch, dass man Zeit mit ihm verbringt, eine vierte braucht dafür Geschenke, die von Herzen kommen und wirklich sie meinen und ein fünfter braucht Zärtlichkeit, um im Herzen gewiss zu sein: Ich bin geliebt. Manche können Liebe nur in einer, manche auch in zwei oder mehr der fünf Weisen empfangen, aber niemand wirklich in allen fünf „Sprachen“. Und: Wir Menschen können zunächst auch nur in der „Sprache“ Liebe ausdrücken und zeigen, in der sie Liebe empfangen können. Es ist eben ihre „Muttersprache“ der Liebe. Alle andere „Sprachen“ sind für uns zunächst „Fremdsprachen.“ Viele Liebespaare scheitern daran, das jeder von beiden zwar dem anderen Liebe zeigen und schenken möchte, aber jeder von beiden drückt die Liebe in seiner eigenen „Muttersprache der Liebe“ aus, anstatt durch Gespräch und Beobachtung, mehr Zuhören als Reden, die Sprache des anderen zu ergründen und sprechen zu lernen, in der dieser Liebe mit dem Herzen „hören“ kann. Das Schönste und zugleich Schwerste Kunststück der Liebe ist es, anderen Menschen ihr Herz mit Liebe zu füllen, d. h. mit der ständig neuen Gewissheit: „Ich bin erwünscht, geschätzt, anerkannt, gemocht und geliebt auf Erden.“ Und wenn Jesus solche Liebe zum höchsten Gebot erklärt, ist dies das beste Argument, finde ich, die Bücher des o. g. Autoren Gary Chapman zu lesen und in den Umgang mit Kindern, Teenagern, Ehepartnern, Freunden usw. umzusetzen. Das Leben wird zum Abenteuer, wenn man immer neue Fremdsprachen anderer Menschen lernt, um ihnen freudig leuchtende Augen in ihr Gesicht zu „zaubern“, weil sie sich geliebt, verstanden oder erwünscht und geschätzt wissen. Gerade in Deutschland, dass Anfang der 1990er Jahre jedenfalls noch den traurigen Europarekord in Sachen Kinder- und Jugendsuizidrate inne hatte, damals versuchten es ca. 40 Kinder und Jugendliche pro Tag, sich das Leben zu nehmen, von denen es fünf „gelang“, gerade in Deutschland ist es eine wichtige Aufgabe, anderen das Herz mit Liebe zu füllen. Wer sich geliebt weiß, mag gerne Leben und der kann auch größte Belastungen überstehen.

 

Nachfolgend meine Lieblingsgeschichte zu diesem Thema, eine Geschichte, in der die Schildkröte nur einen Fehler macht: Sie sagt ihren Freunden nie, was ihr Herz braucht, sondern hofft – wie viele Menschen – dass die Freunde Gedanken lesen können. Ansonsten macht die nachfolgende Fabel sehr deutlich, wie kostbar es ist, andere so lieben zu lernen, wie sie sind und nicht so, wie wir es gerne hätten:

 

 

Die Schildkröte hat Geburtstag

(Elisabeth Shaw, 1962)

 

Die Schildkröte hatte Geburtstag. Als sie im klaren

Morgenlicht aufwacht, dachte sie: Heute habe ich

Geburtstag! Ob ich Geschenke bekomme?

Am liebsten möchte ich einen großen, grünen, saftigen

Salatkopf haben! Hoffentlich denkt einer daran!

 

Zuerst kam der Löwe. „Einen fröhlichen Geburtstag,

Schildkröte!“, rief er. „Ich habe dir etwas Schönes

mitgebracht! Ein großes Stück Fleisch!“

 

 Die Schildkröte freute sich, dass der Löwe an ihren

Geburtstag gedacht hatte. Sie war auch eine höfliche

Schildkröte. „Vielen Dank, lieber Löwe“, sagte sie,

„es ist nett von dir zu kommen. Aber ich esse nicht

gern Fleisch. Ich esse am liebsten grünen Salat. Iss

es selbst auf und wir plaudern ein bisschen dabei.“

„Du weißt wirklich nicht, was gut schmeckt“, sagte

der Löwe und verspeiste das Fleisch mit großem

Appetit. Bevor er ging, erzählte er noch von seinen

mutigen Abenteuern.

 

Der nächste Besuch war der Elefant. „Einen

fröhlichen Geburtstag, Schildkröte!“, sagte er. „Ich

habe dir einen Eimer Wasser zum Planschen

mitgebracht!“

„Das ist sehr liebenswürdig von dir“, sagte die

Schildkröte, „aber Wasser habe ich nicht gern –

nur vielleicht ein paar Tropfen Tau auf einem

grünen Salatblatt.“ „Du kannst dich mit dem Rüssel

duschen“, sagte der Elephant. „Es macht großen

Spaß!“ „Dann dusch du dich doch bitte“,

sagte die Schildkröte, und der Elephant duschte sich

tüchtig, bis das Wasser alle war. Dann sagte er auf

Wiedersehen und ging.

 

Nach ihm kam der Pelikan. „Einen fröhlichen

Geburtstag, Schildkröte!“, sagte er. „Ich habe

eine Überraschung für dich! Guck mal in

meinen Schnabel hinein!“ Darin lag ein großer Fisch.

„Vielen Dank“, sagte die Schildkröte, „aber

Fisch esse ich nicht. Iss du ihn selbst auf und

erzähle mir, wie du ihn gefangen hast“. Der

Pelikan verschluckte den Fisch und erzählte,

wie ihm ein Blauwal um Haaresbreite

entkommen war. Dann flog er nach Hause.

 

Nach einer Weile kam das Nashorn. „Einen

fröhlichen Geburtstag, Schildkröte!“, schnaufte

es. Ich habe dir ein Schlammbad mitgebracht“.

„Vielen Dank“, sagte die Schildkröte, „aber

Schlamm habe ich nicht gern – nur, wenn ein

junger Salatkopf darin wächst. Willst du nicht

selbst ein Bad zur Erfrischung nehmen?“ Das

Nashorn kletterte fröhlich hinein. „Es wäre

sonst schade drum“, sagte es und rollte sich

darin, bis es ganz dreckig war. „Das war aber

sehr beruhigend“, sagte es, „aber jetzt muss ich

nach Hause! Es ist schon spät.“

 

Die Sonne ging langsam unter und die Schildkröte

wurde ein bisschen traurig. Mein Geburtstag ist fast

vorbei, dachte sie. Es war nett von meinen Freunden,

mich zu besuchen und so viele Geschenke zu

bringen. Aber ich hätte so gerne nur einen ganz

kleinen Salatkopf bekommen. Vielleicht im

nächsten Jahr! Eine Träne rollte ihr die Wange

herunter.

 

Plötzlich hörte sie eine kleine Stimme. „Schildkröte!

Bist du noch wach?“ Es war die Maus mit einem

großen Paket. „Einen fröhlichen Geburtstag!“,

piepste sie. „Ich komme leider sehr spät, aber das

Paket war so schwer zu schleppen.“ „Was kann nur

darin sein?!“, rief die Schildkröte. Sie machte es auf.

Darin lag ein Salatkopf. Groß. Grün. Saftig. Mit ein

paar Tropfen Tau auf den inneren Blättern. „liebe

Maus!“, rief die Schildkröte. „Genau das, was ich mir

wünsche! Woher hast du es nur gewusst? Bitte, setz

dich. Ich werde dir ein Lied vorsingen, weil ich so

glücklich bin.“ Sie sang:

 

„Groß ist der Elefant,

der Löwe hat Mut,

geschickt ist der Pelikan,

das Nashorn meint’s gut.

Aber nur die kleine Maus

hat wirklich nachgedacht.

Darum hat sie das gefunden,

was mir viel Freude macht!“ –

 

Du bist meine allerbeste Freundin, weil du mich

verstehst“, sagte die Schildkröte und gab ihr einen

Kuss.

 

Die Maus ging dann nach Hause und die Schildkröte

aß den ganzen Salatkopf auf. Er schmeckte ihr

großartig. Das war ein wunderbarer Geburtstag“, sagte

sie zum aufgehenden Mond. Dann zog sie ihren Kopf

in den Panzer zurück – und schlief glücklich ein...

 

Und noch ein paar Reime von mir zum Thema:

 

Die schlimmste Krankheit

 

Die schlimmste Krankheit dieser Welt

ist: unerwünscht in ihr zu sein.

In jedes Herz muss unbedingt

„ich bin erwünscht, bin gern gesehn,

bin - wie ich bin - geliebt“ hinein.

Kein Mensch mag unerwünscht gern leben.

Er wird sich bald schon selbst aufgeben.

Und gar nicht selten dann geschieht

sogar der nächste Suizid,

manchmal schnell, per Strick, mit Waffe,

manchmal langsam, mit der Flasche.

Oder: unerwünschte Menschen

werden hart, wenn sie verbittern,

woll’n sich rächen an der Welt.

Menschen um sie lernen zittern

oder leiden auch Gewalt.

Unerwünscht wird’s Herz eiskalt.

Viele schlimmste Folgen hat

diese Krankheit „Unerwünscht“,

darum ist nichts wichtiger,

als dass du sie stets bezwingst,

dass du hier, solang’ du lebst,

Gottes schönsten Dienst erstrebst,

diesen Dienst: die Herzen füllen,

Sehsucht nach „erwünscht“ gern stillen,

dass, wer immer dir begegnet,

fröhlicher dann weitergeht,

weil ein solcher Mensch bei dir

Erwünschtsein spürt, erfährt, erlebt.

Drum ist’s die schönste Christenpflicht,

Erwünschtsein anderen zu schenken

und vor allem an das Glück

des anderen zuerst zu denken,

der nicht spürt wie du, als Christ,

dass er Gottes Wunschkind ist.

 

Herzenssprachen

 

Ein jeder Mensch auf dieser Welt,

der ist ein Unikat.

Einmalig ist die Sprache auch,

des Herzens, die er hat.

Ich liebe dich“ – dies kann ein Mensch

nur hören und nur sagen

in seiner eignen „Sprache“.

Die lernst du nur durch Fragen,

durch Hinhörn und durch Reden,

durch Miteinander-Wege-Gehn,

durch Freude teiln und Not bestehn,

und nur auf diesem Wegen

erlernst du, wie sein Innerstes

versteht: „Ich bin geliebt“.

Nur so erlauscht des andern Herz:

Schön, dass es dich gibt“.

Der eine braucht viel Zärtlichkeit.

Ein andrer braucht dein Lob.

Ein dritter Mensch braucht ganz viel Zeit.

Ein Vierter braucht in Not,

dass du ihm Hilfsbereitschaft schenkst,

dass du ihm beistehst, an ihn denkst.

Ein Fünfter aber spürt die Liebe

vor allem in Geschenken.

So vielsprachig, Mensch, glaub es mir,

sind Herzen in den Menschen.

Der eine liebt das Argument.

Der andre ein Gedicht.

Der Nächste mag’s gesungen,

ein Vierter grade nicht.

 

Angeborn und anerzogen,

so sind der Liebe „Sprachen“.

Nur wer sie lernt, der bringt

Verzagte auch zum Lachen,

der „spricht“ die Liebe so,

dass unser Herz hört froh:

Wie schön, dass es dich gibt.

Du bist erwünscht, geliebt!“

 

Das Gefängnis der Bilder

 

Gefühle oder Phantasie

nehmen oft gefangen.

Man muss sie ignorieren,

sonst kann man nicht gelangen

zur Wirklichkeit, so wie sie ist.

Ich leb’ in lauter Bildern,

die – wenn ich stopp’ das Grübeln nicht –

in meinem Kopf verwildern.

Die Wirklichkeit sieht anders aus,

und sie alleine zählt!

Wir müssen aus den Bildern raus,

aus der Gedankenwelt.

Im Miteinander-Reden

und Aufeinander-Hören

wird uns die Chance gegeben,

die Bilder zu zerstören,

die wir solange haben

und weitermal’n vom andern,

solang wir es nicht wagen,

aus ihnen auszuwandern.