Predigt von Lydia Fuchs 

 

zu: „My home is where my heart is“

für einen Jugendgottesdienst am Sonntag, den 27.05.12:

 

Heimat – Was ist Heimat? Wo ist Heimat?

Lässt sich das so einfach sagen? Und: Was macht sie aus? „Dies und das ist meine Heimat.“ - Kann man das so einfach sagen? Zum Beispiel der Ort, an dem ich wohne. Die Wohnung. Die Leute dort. Eine bestimme Situation. Ein Hobby. Ein Verein. Eine Gemeinde. Mit Heimat assoziieren wir so viel. Und ich merke trotzdem, dass ich da immer wieder an meine Grenzen stoße, dass ich niemals ganz klar ausdrücken kann, was ich nun genau damit meine.

 

Für mich ist irgendwie meine Familie meine Heimat. Ich wohne nicht mehr bei meinen Eltern. Meine Geschwister leben auch verstreut hier in Norddeutschland. Aber wenn wir uns alle mal wieder treffen – etwa einmal im Monat – ganz egal, bei wem zu Hause, dann fühle ich mich dort daheim. Wahrscheinlich ist es diese familiäre Atmosphäre. Aber dennoch gibt es auch Zeiten, an denen ich denke: „Nee, jetzt brauche ich mal etwas Abstand.“ Wisst ihr, ich mag meine Familie wirklich und ich bin sehr glücklich, sie zu haben. Aber manchmal sehne ich mich auch nach etwas anderem.

 

Vorhin habe ich auch einiges gehört von euch und aus dem Anspiel. Was Heimat so umfassen kann: ein tolles Auto, ein geräumiges Atelier, ein großer Garten, (das Landleben, Freunde, ...). Dabei merke ich: Heimat erlebt jeder anders. Für jeden ist es anders. Und im Laufe des Lebens kann sich das auch immer wieder wandeln, nicht wahr? Manches kommt hinzu – wie einige Personen, die man kennen lernt und lieb gewinnt. Anderes geht – wie die Faszination an Dingen, die man als Kind so spannend fand. Aber ich verstehe das nicht so ganz. Soll Heimat nicht etwas Festes sein, so etwas, das immer und überall Halt gibt?

 

Unser Thema heute ist: „My home is where my heart is“. Also: Meine Heimat ist dort, wo mein Herz ist. Könnt ihr euch vorstellen, wo ich den Spruch das letzte Mal bewusst gelesen habe?

 

(→ Publikum befragen.)

 

Auf einem Müllbehälter. Ist das zu fassen? Was wollte die Person damit sagen, die den Spruch dort aufgeklebt hat? Die Aussage ist totaler Müll? Oder meint er, dass Heimat totaler Müll ist?

 

Mein Herz schlägt für etwas, es sagt mir, dass etwas Heimat ist. Kann ich dem vertrauen? Das ist es doch, was wir brauchen: einen Ort, dem wir vertrauen können. Wo wir merken: Hier fühle ich mich wohl. Ich bin angenommen. Ich bin akzeptiert, so wie ich bin. Hier ist es gut. Hier bin ich sicher. Hier kann mir nichts passieren. Viele haben diese Sehnsucht nach Geborgenheit, nach Heimat. Ich denke, darum gibt es so einige dieser TV-Shows: „Zuhause im Glück“ (mit Einrichtungsexpertin Eva Brenner, Architekt John Kosmalla und ihre Kollegen ab 29. Mai wieder bei RTL 2); „Einsatz in 4 Wänden“ (mit Tine Wittler und Almuth Kook als Wohnexpertinnen auf RTL – läuft wohl nicht mehr...?); „Wohnen nach Wunsch“ (auf VOX mit Enie van de Meiklokjes und ihre Handwerksmeister). Es geht darum, dass Leute gezeigt werden, die total unzufrieden mit ihrem Haus sind. Das scheint nur aus Makeln zu bestehen. Und dann kommen ein paar sogenannte „Wohnungsexperten“, Architekten und Handwerker und innerhalb weniger Tage wird – schwupp! - alles neu und schön. Endlich haben die Bewohner das Zuhause, das sie sich immer gewünscht haben. Das fasziniert besonders die Menschen, die ihren derzeitigen Ort als Heimat betrachten. Natürlich gibt es noch andere Formate für jede Lebenslage:

 

Schlägt das Herz mehr für Personen, die man als Heimat empfindet, kann man sich „Schwiegertochter gesucht“ (RTL) angucken, vielleicht „Frauentausch“ (RTL 2), … Manche wünschen sich viel Geld, Ruhm und Ansehen, sehen sich auf der DSDS-Bühne oder als Topmodel. Und wenn alles zu spät ist, hilft nur noch: „Auf und davon – mein Auswandertagebuch“ (VOX) - Ab woanders hin, ganz weit weg, was Neues aufbauen, was mir Heimat wird!

 

Ja, wie schön wäre es: Das perfekte Zuhause. Die allerbeste Heimat. Wo man sich 100%-ig sicher ist: Das ist es, das wird es bleiben. Ich denke, die meisten haben insgeheim diesen Wunsch. Wisst ihr, was das Geniale ist? Das muss kein TV-Wunschtraum bleiben!

 

In der Bibel gibt es einige Dinge, die Gott uns zusagt. Auf die kann man sich auf alle Fälle verlassen. Jesus sagt da im Johannesevangelium 14 (V.2) : „Im Hause meines Vater sind viele Wohnungen. Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten.“

 

Jesus selbst ist hingegangen zu seinem Vater und hat dafür gesorgt, dass wir alle eine Wohnung haben werden im Himmelreich – also in der Ewigkeit, die noch folgt. Jeder und jede von uns hat somit die Zusage, dass er auf jeden Fall einen ganz persönlichen Platz haben wird und dass bereits sein eigenes Namensschild dort angebracht wurde. Und du, du kannst dort mal einziehen. Du kannst mit dabei sein.

 

Wenn ich das so höre, stelle ich mir automatisch vor, wie ich es dort am liebsten hätte. Ich habe gleich vor Augen, wie das Häuschen aussehen würde, in welcher Umgebung es steht, wer in der Nachbarschaft wohnt usw. Ich stelle mir das richtig gemütlich und kuschelig, total friedlich vor. Ihr habt vorhin ja auch eure Vorstellungen geäußert, was so ein perfektes Zuhause beinhalten müsste.

Das Beste ist: Gott weiß sogar ganz genau, was unser Zuhause auszeichnen sollte. Er wird es genau auf uns zuschneiden, diesen Platz, ob er nun direkt wie ein Haus aussehen wird oder eher wie ein bestimmter Platz in der Gemeinschaft, den nur er selbst ausfüllen kann. Er kann es am allerbesten wissen, weil er uns durch und durch kennt. Er hat uns erschaffen und tut alles, damit es uns von Grund auf gut gehen wird. Er wird wissen, was wir brauchen. Und wir dürfen wissen, dass wir uns wohl fühlen werden. Dass wir dort sicher sind, geborgen und angenommen. Es lohnt sich auf jeden Fall, dort einzuziehen.

 

Doch wie bei jedem Einzug, ist es wichtig, dass auch hier ein Mietvertrag geschlossen wird. Darauf steht u.a. welche Rechte man hat als Bewohner und Mieter: was man alles nutzen darf und welche Bereiche einem zustehen usw. Ich habe hier die Kopie meines Mietvertrags mitgebracht. Von der WG, in der ich seit ein paar Jahren wohne. Das wird auch einmal auf euch zukommen, wenn ihr irgendwann mal ausziehen solltet. Darauf stehen auch einige Rechte: Ich bin berechtigt, folgende Räume mit zu benutzen: Küche, Bad, WC usw.

Gott hat uns auch jede Menge Rechte zugesprochen: Sobald wir eingezogen sind, haben wir nicht nur eine tolle Stätte, die er uns bereitet, sondern auch die Herrschaft an seiner Seite über die ganze Welt. (Offb 22,5b: „...sie werden herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit.“) Und Frieden – mit ihm und untereinander. („An diesem Ort will ich Frieden geben“ (Haggai 2,9)

 

Doch natürlich steht auch dabei, welche Pflichten man eingeht. (Kann jemand mal vorlesen, was es da in meinem Mietvertrag z.B. für Pflichten gibt? z.B. §3 I) Außerdem ist eine große Bedingung, dass man monatlich die Miete zahlt. Ist ja logisch.

 

Auch in Gottes Mietvertrag stehen einige Bedingungen drin: Römer 2,6: „Gott wird alle Menschen belohnen oder bestrafen, wie sie es mit ihren Taten verdient haben.“ Also, die Bedingung ist: Man muss Gott immer treu gehorchen und all seine Gebote halten. So ein richtiger Vorzeigechrist, immer friedlich und freundlich, treu in Gott. Uff, denken jetzt alle, na großartig. So etwas kann ich unmöglich hinkriegen. Aber Gott selbst hat gesehen, dass er dann nur lauter leere Wohnungen haben wird und dann alleine seine Feier halten kann. Die wenigsten Menschen können das schaffen. Das wollte Gott nicht zulassen – schließlich liebt er seine Geschöpfe und kann sich auch nur mit ihnen zusammen richtig heimisch fühlen. Darum hat er ja seinen Sohn geschickt: Jesus. Er hat gelebt, war großartiges Vorbild, hat alles so gemacht, wie es sich gehört, hat die besten und weisesten Worte gefunden. Und selbst, als alle ihm den Rücken gekehrt haben, hat er sie nicht verflucht, sondern gesagt: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Er wurde verurteilt und musste sterben. Obwohl er völlig unschuldig war. Und nahm es einfach so hin. Und sein Tod hat es geschafft. Er hat damit all unsere Mieten bezahlt, alles getan, was wir eigentlich tun müssten. Er ist dafür eingestanden, dass wir den Schlüssel bekommen für unsere Wohnungen. Wir müssen nichts mehr zahlen und tun.

(Johannes 3,16: "So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.")

 

Aber wir müssen ihn annehmen. Wir müssen den Vertrag schon unterschreiben und den Wunsch haben, dort einzuziehen und diesen Frieden dort im Himmel zu leben. Wenn wir diesen Frieden dort wollen, mit Gott und den Nachbarn, und anerkennen, dass Jesus für uns bezahlt hat – die komplette Summe. Dann ist uns die Wohnung zugesagt. Dann werden wir auf alle Fälle dort einziehen können.

Dein Namensschild steht dort bereits. Ganz groß: (Namen nennen...) Aber ihr habt die freie Wahl, euch dafür zu entscheiden. Das ist die Heimat, die Gott uns zusagt.

 

Na klar, sagt ihr, Heimat im Himmel, schön und gut. Aber wie sieht das hier auf der Erde aus? Müssen wir etwa ewig lange warten und werden hier im Leben jetzt in diesem Augenblick niemals die wirkliche Heimat erleben können...? Nun ja, im gewisse Maße schon.

 

Wisst ihr, meine Eltern haben mich nach einer bestimmten Frau benannt. Das merkt man ja schon: Lydia, das klingt irgendwie nicht nach einem deutschen Namen. Diese Lydia, nach der ich benannt wurde, führte ein alltägliches Leben. Sie war sehr selbständig, handelte mit Stoffen, suchte die Gemeinschaft von Leuten, traf sich mit ihnen am Flussufer und betete mit ihnen zu Gott. Sie lebte damals in Thyatira, einer Stadt in der heutigen Türkei.

Schließlich kamen ein paar Christen an, unter ihnen Paulus, der großartige Missionar zu der damaligen Zeit. Auch sie erzählten der Lydia von dem Evangelium, also davon, dass Jesus dafür bezahlt hat, dass wir frei sein dürfen, sicher und geborgen in Gott und eine Wohnung im Himmel beziehen können. Und das setzte etwas in ihr in Gang. Zitat: Apg 16,14-15:

 

„Der Herr öffnete Lydias Herz, sodass sie begierig aufnahm, was Paulus sagte. Sie ließ sich mit ihrer ganzen Hausgemeinschaft taufen – mit ihren Angehörigen und Dienstleuten. Darauf lud sie uns ein und sagte: „Wenn ihr überzeugt seid, dass ich treu zum Herrn stehe, dann kommt in mein Haus und nehmt dort Quartier!“ Sie drängte uns, die Einladung anzunehmen.“

 

So war es also: Gott hatte ihr Herz sehen lassen: Da ist meine Heimat. Ihr Herz wusste es in dem Moment. Sie entschied sich dafür, für Jesus, und ließ sich und alle aus ihrem Haus taufen - unterschrieb damit sozusagen diesen Mietvertrag. Und dann erlebte sie aber bereits die Heimat auf Erden. Sie erfuhr Gemeinschaft mit Christen. Sie hatte Austausch. Sie bekam Möglichkeiten, zu erfahren, welche Richtlinien es gibt, um ein gutes Leben zu führen. Sie hatte aber auch Gemeinschaft mit Gott. Er war ihr Begleiter und ihre Kraft. Sie gehörte zu ihm und blieb im Gebet bei ihm. Dadurch konnte er auch hier auf der Erde den Halt und den Frieden geben, den sie brauchte. Gemeinschaft zu Gleichgesinnten, Gemeinschaft mit Gott – gerade an Pfingsten wichtig!! Zudem Kraft und Beistand, um das Leben zu bewältigen und Worte, die gut tun. Das alles war ihre Heimat. Aber ganz cool fand ich auch, dass sie die Christen in ihr Haus einlud und sie umsorgte. Sie konnte sich also auch selber einbringen mit ihren Stärken und Fähigkeiten. Sie hat gedient und fand somit einen Platz, wo sie genau richtig war. Jeder hat eigene Begabungen, eigene Dinge, die er gerne mag. Wer spielt alles ein Instrument? Wer ist technisch begabt? Wer ist vielleicht gut in Sprachen? Manche forschen oder können auch durch ihr Lachen andere anstecken. Jeder hat etwas anderes, was er kann. Und Lydia war so glücklich, ihre Gabe im Dienst Gottes einsetzen zu können. Dadurch blühte ihr Herz auf. Auch später, als Paulus ihr mal wieder über den Weg lief, damals war er gerade durch Gottes Eingreifen aus dem Gefängnis befreit worden. Und schon wieder konnte sie ihm eine Unterkunft gewähren.

 

So in etwa kann ich mir das vorstellen, wenn man heimisch ist: My home is where my heart is. Zu wissen: Es wartet auf mich ein Platz, an den ich hingehöre und der genau auf mich zugeschnitten ist. Da fühle ich mich wohl, da bin ich sicher. Ich kann dort einziehen, wenn ich Gottes Mietvertrag unterschreibe.

Und außerdem bereits noch in der Wartezeit hier zu Lebzeiten einen Vorgeschmack zu erleben. Dass man nehmen kann und geben. Dass man Leute hat, zum Austauschen. Dass man einen Gott hat, der ganz genau weiß, wie es dir geht, der all das, was du durchmachst, auch schon einmal erlebt hat und dir beisteht. In allen Höhen und Tiefen dir Zuflucht bietet. Dass du dich einbringen kannst mit deiner Persönlichkeit, deiner Meinung, deinen Fähigkeiten.

Dass du einfach erfahren kannst: Hier fühlt mein Herz sich wohl. Probiere es aus. Schaue es dir an.

 

Ich durfte es erfahren und viele andere auch. Es stimmt. Man kann es genießen. Denn: Heimat ist das, wofür dein Herz schlägt. My home is where my heart is. Ich wünsche dir auch, dass du das erleben darfst.

 

Amen.