Was ist eigentlich der Sinn von Kirche und Kirchengemeinde? - Ein Gleichnis dazu:

 

Es war einmal eine Gitarrensaite, die sagte sich: „Phhh! Ich bin doch nicht blöd! Ich lass mich doch nicht einspannen, schon gar nicht in der Nähe der schräg klingenden H-Saite und der fetten E-Saite! Nee, ich will mich entspannen! Und so rollte die Gitarrensaite sich gemütlich zusammen und entspannte sich und entspannte und entspannte, tagein, tagaus. Es dauerte aber gar nicht lange, da kam in ihr ein merkwürdiges, negatives Gefühl auf, für das sie zunächst kein Wort fand. Was war es bloß, das in ihr Unbehagen auslöste? Sie überlegte – und – plötzlich wusste sie es: Bedeutungslosigkeit! Das, was in ihr rumorte, es war das Gefühl der Bedeutungslosigkeit. Aber – der alte, weise Gitarrenspieler, der die Saite schon lange beobachtete und kannte und suchte, redete ihr gut zu: „Wenn du wüsstest, was für Musik in dir steckt!“ „M-M-Musik?“,  stotterte die Saite, „In mir? In mir ollem Drahtseil?“ Der Gitarrenspieler aber redete ihr weiterhin gut zu. Und seine Stimme rührte sie tief an. Sie fasste erst zögernd, dann aber immer mutiger und neugierig Vertrauen zu ihm. Sie ließ es zu, dass er sie in seine Hände nahm und – dann behutsam genau in der Nähe der schräg klingenden H-Saite und nahe der fetten E-Saite in seine alte Gitarre einspannte. Dann begann er die Saite vorsichtig und mit seinem unglaublich feinen Gehör und Gespür für ihren Ton zu stimmen. Und – o Wunder – weil er ein Meister war, fand er genau ihren Ton! Er begann dann, unglaublich schön, auf der Gitarre zu spielen. Die Menschen, die es hörten, mussten bei einem Lied lachen und tanzen, bei dem anderen ergriffen weinen. Der Meister war überglücklich – denn er hatte endlich die ihm noch fehlende Saite gefunden. Die Gitarre war froh, denn sie klang nun erst vollkommen. Aber unbeschreiblich glücklich, ja, am glücklichsten war die Gitarrensaite selbst, denn: Eingespannt und bestimmt, hatte sie endlich, endlich ihre Be-Stimmung gefunden. und vor lauter Freude darüber hätte sie beinahe gar nicht bemerkt, dass das Gefühl der Bedeutungslosigkeit verschwunden war...

 

Ohne Bild gesprochen: Die Saiten sind du und ich. Die alte Gitarre ist die Gemeinschaft aller, die wirklich Christen sein möchten. Sie wird nicht auf Sympathie gegründet. Manche in einer Kirchengemeinde scheinen uns evtl. sogar wenig sympathisch zu sein. Christliche Gemeinschaft hat ihren Grund und ihren Sinn in dem Auftrag Gottes, seine Melodien der Liebe in der Welt zu Gehör zu bringen. Der Gitarrenspieler ist Gott. Der Moment der Einspannung in die Gitarre ist die Taufe und das bewusste Ja-Wort meinerseits, dass ER mein Meister sein darf (vgl. Matthäusevangelium 28,16-20). Gott zwingt uns nicht. Er lädt uns, uns gut zuredend, ein, seine geliebten Kinder und seine Mitarbeiter/innen zu werden. In der ev.-luth. "Fraktion" seiner Gemeinde aller Getauften auf Erden geschieht Gottes Adoption von Menschen als seinen Kindern durch die Taufe meistens, aber nicht nur schon der Kinder und durch das Ja-Wort zu einem Leben mit und für Gott bei der Konfirmation, auf das hin Gott durch den Pastor/die Pastoren samtKirchenvorstand den jungen Erwachsenen in sein selbstverantwortliches Leben als Christin oder Christ einsegnet. Wir folgen dabei dem alten Wort Gottes 1.Mose 12,2: "Ich will dich segnen und du solst ein Segen sein" und dem Vorbild von Eisnegnungen im Neuen Testament (vgl. z. B. 1.Timotheusbreif 4,14; 2.Tim 1,6-8). Der Vorgang des Stimmens der "Saite" ist das Lernen der Worte Jesu nach dem Bundschluss mit Gott (am besten schon mit Gebet und Kinderbibel beginnend, bes. nochmals im Konfirmandenunterricht, aber eigentlich lebenslang) und dann das Umsetzen der Worte Jesu mit den persönlichen Begabungen und Ideen in tatkräftige Liebe, vor allem nach den Leitlinien der Bergpredigt (vgl. Matthäusevangelium 5-7). Jede und jeder ist da mit einem ganz eigenen "Ton" beschenkt, der der "Gitarre" Gottes nicht fehlen darf. Nur Gott kann diesen Ton und klang finden und in einer Ortsgemeinde, im Nehmen und Geben, im aufeinander Hören und miteinander Beten und Beraten der Gemeindeglieder zum klingen bringen. Unser "Ton" entfaltet sich durch unseren Glauben/unser Vertrauen zu ihm, durch unsere Liebe, durch unsere Hoffnung, die wir dort einbringen, wo Gott uns einspannt in der Gemeinde und in der Welt und Schöpfung.

 

Der höchste Sinn des Lebens, sagt Jesus, ist ein Leben im Dreiklang: "Liebe Gott von ganzem Herzen und mit ganzem Verstand und mit ganzer Kraft und Hingabe und deinen nächsten Mitmenschen wie dich selbst (Markusevangelium, Kap. 12, Verse 28-34).

 

Ich bin evangelisch als Baby getauft woren, hatte dann einen kurzfristigen "Karriereknick" im Leben nach dem Konfirmandenunterricht, wie so viele, wurde dann aber von liebevollen und höchst aktiven Senioren samt Pastorenehepaar erneut für ein Leben mit Gott gewonnen und "porbiere" dies seit 30 Jahren "aus". Ich habe nichts gefunden, was das Leben reicher macht, als im Dreiklang zu leben: Liebe Gott, deinen Nächsten, dich selbst. Wer nur sich selbst liebt, ist Egoist. Wer nur den Nächsten liebt, hat ein Helfersyndrom und endet im Burmnout, benutzt vermutlich andere, denen er hilft nur, um sich (aufgrund mangelnden Selbstwertgefühls?) gut zu fühlen o. ä. Und wer nur für Gott da ist, ist ein religiöser Fanatiker, vor dem uns Gott bewahre!  Aber mit eigenen Ideen, Begabungen und Möglichkeiten die Mitte oder das ausgewogene Gleichgewicht zwischen den drei Polen Gott - Mitmenschen und -geschöpfen - sich selbst in der Liebe zu finden, anzustreben, zu verwirklichen, indem ich lobe, zärtlich bin, helfe, vergebe, zuhöre, tröste, Frieden stifte, Zeit mit jemandem verbringe, Geschenke mache, Gerechtigkeit anstrebe, der Natur beistehe oder, oder, oder und in allem Gott Freude machen möchte und Ehre bei den Menschen - das ist Leben mit Tiefgang und mit vielen einmaligen Begegnungen, das ist sinnvolles Leben jeden Tag. Liebe leidet zwar immer auch mit anderen und für andere oder auch an anderen, die meine Vergebung brauchen, wei ich die Vergebung anderer und Gottes brauche, aber: selbst solches Leid findet zu einem Licht hin, das der nie kennen lernt, der nur für sich lebt. (Vgl. den jubelden Erfahrungssatz bzw. das Gebet im Rückblick eines langjährig mit und für Gott lebenden Menschen in Psalm 36,6-10: "HERR, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen. Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes und dein Recht wie die große Tiefe. HERR, du hilfst Menschen und Tieren. Wie köstlich ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben!").

 

Eine Kerze kann sich schonen und so bleiben, wie sie ist. Aber sie gibt sich selbst her, wenn sie ist, wofür sie geschaffen wurde: helles, warmes, romantisches Licht. Eine Gitarrensaite bleibt sinnlos stumm, wenn sie "entspannt" nicht von einem Meister gestimmt und gespielt wird, und dies im Zusammenspiel mit anderen "Saiten", auch wenn sie sich dabei abnutzt... Ich gebe mich geliebt in den Dreiklang der Liebe hin, lasse mich einspannen, bringe meinen besonderen Ton und Klang ein und vertraue darauf, dass die Liebe Gottes, die mich zu ihrem Lied machte, mich am Ende wieder in sich aufnimmt, wenn meine Töne verklungen sind bzw. auf Erden in denen nach mir sogar eine Weile noch nachklingen. Und dann freue ich mich schon auf Gottes Konzert und Feier in der Ewigkeit  - vgl. Lk 15 und Mt 25,14-30 und Johannes 16, wo Jesus uns ein wahnsinns Fest und vollkommene Freude vorhersagt, allen, die sich "einspannen" ließen).

 

(Weiterführende Informationen findest du unter "Ausführliche Infos rund um das Thema Taufe" auf dieser Homepage)